4 Tage, 230km, >5600Hm, 1.8°C – 35°C, 80.2 km/h – die USA fordert uns heraus

Beschriebener Streckenabschnitt: Denver -Estes Park – Rocky Mountain Nationalpark – Grand Lake (USA 🇺🇸): 228 km;  4 Tage (16.09.2016 – 19.09.2016)

Die letzten vier Tage haben wir damit verbracht aus unseren Körpern alles herauszuholen und dann am Abend wie ein Stein in unsere Zelt zu fallen. Auch wenn sich manches im folgenden Bericht nach Qualen anhören mag oder sich manche von euch denken: „Warum tun sie sich das an?“, nun die Strapazen haben sich rentiert, denn die Eindrücke die wir erlebt haben kann uns niemand mehr wegnehmen. Wir haben in diesen 4 Tagen in etwa 230km und dabei über 5600 Höhenmeter gemacht. Anstrengend dabei waren nicht nur die Höhenmeter, sondern auch immer wieder starker Gegenwind oder Seitenwind. Manchmal war der Gegenwind/Seitenwind sogar so stark, das Regula zu Sicherheit das Rad die Straße hinunter schob (ihr könnt uns glauben das schon sehr weh tut eine Erhebung raufzufahren um dann auf der anderen Seite hinunterschieben zu müssen).
Nun aber mal der Reihe nach…
Am Freitag den 16. September sind wir vom Bear Creek Lake Park auf 1700m Höhe nahe Morrison die County Road 74 rauf nach Evergreen gefahren und von dort aus dann über Central City weiter bis kurz nach Black Hawk. Nach Evergreen auf 2200m hinauf verlief die Straße mit angenehner Steigung in einer schönen Schlucht.

Während wir uns in die Rocky Mountains hinaufstrampelten überholten uns sehr viele schöne Oldtimer, manch sahen so aus als wären sie an die 100 Jahre alt. In Evergreen angekommen dachten das wir nun den anstrengensten Teil hinter uns hätten, doch nun folgte ein  auf und ab auf der Straße. Immer wieder ging es teils mit anstrengenden Steigungen um die 8% rauf und auch gleich schon wieder hinunter. Während Regula bei einer 3km langen steilen Abfahrt 70km/h erreichte, schaffte ich es auf meinem Kagu zum ersten mal die 80km/h Marke mit 80.2km/h zu knacken.

Es herrschte teils eine drückende Hitze, doch wir kämpften uns immer weiter bis zu einem Punkt wo es darum ging ob wir noch weiter nördlich fahren sollten um zum Rocky Mountains National Park zu kommen oder gleich über Idaho Springs in den Westen zu fahren. Irgendwie wollten wir beide zwar zum Rocky Mountains National Park, aber irgendwie ahnten wir schon was da für Anstrengungen auf uns zukommen würden. Regula sagte dann als Erste komm wir fahren da jetzt hin, auch wenn wir dafür irgendwo anders mal was weglassen müssen weil vielleicht die Zeit knapp wird. Da ich auch eher zum weiterfahren tendiert hatte kämpften wir uns gleich mal wieder 300 Höhenmeter rauf nur um nach Central City und Black Hawk genau diese Höhenmeter wieder runterzufahren. Central City und Black Hawk sind zwei ehemalige Gold- und Silbergräbetstädtchen und man sah rund um und in den Städten (ok Dorf wäre die passendere Bezeichnung für die Größe) überall alte Mienen. Die Gebäude waren großteils sehr alt, in Central City hatten sich zudem die Oldtimer alle auf einem großen Platz getroffen, es lief Western Musik und wir fühlten uns fast wie in eine andere Zeit zurückversetzt.

Kurz nach Black Hawk fanden wir dann direkt an der Straße ein kleines flaches Plätzchen am Bach wo wir unser Zelt aufstellen konnten um dort „Wild zu zelten“. Nach dem es mal wieder Spaghetti gab und das Geschirr im Bach abgewaschen war verstauten wir alle Lebensmittel, all unser mitgebrachtes Wasser und alle Hygieneartikel in zwei von unseren Taschen und zogen diese an einem Seil einen Baum hoch um so nicht unnötig einen Bären anzulocken. Wir waren nämlich mittlerweile in jenem Gebiet von Colorado angekommen wo Bären, Berglöwen und Klapperschlangen vorkommen. Dann schliefen wir müde von den 1680 Höhenmeter und etwa 62km die wir an diesem Tag gemacht hatten ein.
Als wir am Samstagmorgen um 6:30 aufstanden war es bitter kalt. Die Tachos zeigten eibe Temperatur von gerade mal 1.8°C an. Wir packten schnell zusammen und aßen unser Müsli auch viel schneller als sonst um in Bewegung zu kommen, sodass uns warm wird. Bereits um 8:00 saßen wir im Sattel und strampleten uns die nächste Steigung hoch. Zum Glück kam nach ein paar Minuten die Sonne in das enge Tal in welchem wir übernachtet hatten und wärmte uns etwas auf. Bald war die Lufttemperatur auf angenehme 11°C gestiegen und unsere Motivation weiterzufahren wieder da. Die Straßen die wir dahinfuhren hatten allerding den Beinamrn „Peak to Peak“ und so war dann auch der Straßenverlauf.

Es gab kaum mal einen flachen Abschnitt und wir hatten auch immer wieder mal starken Wind, sodass wir bereits um 16:00 nach etwa 54km und 1300 Höhenmeter an einer schönen Stelle im Wald unser Zelt aufschlugen.


Da wir genügend Zeit hatten bis es abends um ca 19:00 Dunkel werden sollte wuschen wir uns im kalten Wasser des Baches der gleich neben unserem Zeltplatz lag. Wer noch nie in einem Bergbach gebadet hat weiß zwar vielleicht nicht wie kalt das sein kann, aber es ist es Wert um den Schweiß, die Sonnen Creme Rückstände und denn Dreck der Straße loszuwerden. Vor wir schlafen gingen hängten wir wieder alles was Bären anziehen könnten in die Bäume und ich pumpte noch die Reifen unserer Räder etwas mehr auf und befreite sie von eingefahrenen Glassplitter.

Der Sonntag sollte eigentlich nur eine gemütliche Fahrt mit etwa 50km nach Estes Park werden, aber die „Peak to Peak“ Straße machte ihrer Bezeichnung mal wieder alle Ehre und so ging  es wieder rauf und runter.

Wir mussten auf 2700m rauf um dann nach Estes Park auf 2300m runterzufahren. Diese 10km Abfahrt war zwar schön, aber die Höhenmeter die wir verloren würden wir am nächsten Tag alle wieder rauf müssen. Die Landschaft durch die wir fuhren war allerdings sehr schön. Vor allem jezt Anfang herbst färben sich die Blätter der Bäume gelb bis rot und so war es immer wieder wunderschön einen bunten Wald am Bergrücken zu sehen in dem von den grünen Nadelbäumen bis zu den gelb und roten Laubbäumen alle farben vermischt waren.

Schlussendlich fuhren wir noch 200 Höhenmeter von Estes Park die sogenannte Trail Ridege Road hinauf und campten im Rocky Mountains National Park- Morraine Campingplatz. Dort sahen wir auch eine Herde von Hirschen und Elchen. Aufgrund der unzähligen Autos die uns beim rauffahren zum Campingplatz entgegenkamen, waren wir froh niht an diesem Sonntag den Pass hochgefahren zu sein. Der Rocky Mountains National Park hat nämlich jährlich etwa 4 Millionen Besucher. Die Meisten davon sind Amerikaner und Amerikaner fahren eher selten mit dem Fahrrad oder mit kleinen Autos sondern meist sind es wirklich rießige Autos oder die Wohnmobile sind 12m lang (im Prinzip sind das bei uns Doppelstöckerreisebusse). Gesamt waren es an diesem Tag etwa 59km und 1100Hm.

Der Tag der Meisterprüfung… heute sollte es über den 3713m hohen Trail Ridge Road Pass in Richtung Westen zum Grand Lake gehen. Wir starteten auf 2500m Höhe und somit lagen mal schon rein rechnerisch mindestens 1200 Höhenmeter vor uns. Die Fahrt rauf war dann sogar weniger anstrengend als gedacht, da die Steigung meist sehr angenehm war, der Wind nur selten blies uns die Amerikaner immer wieder anfeuerten und wir mit dem Pass ja auh ein klares Ziel vor Augen hatten. Die 35km hinauf zogen sich dann aber doch dahin, denn wir machten viele kleine Foto- oder Trinkpausen. Eimal stand auch ein Hirsch mit gewaltigem Geweih direkt neben der Straße im Wald. Oben angekommen dann die kleine Enttäuschung, dass der Pass gar nicht mal angeschrieben war (wär ja nicht so Schlimm wenn nicht etwa 100 andere Schilder entlang der Strecke stehen würden die einem sagen was man im Nationalpark machen darf und was alles nicht).

Wir machten dann beim Alpine Visitor Center kurz nach dem Pass noch eine ganz kurze Pause und genossen dann die 20km Abfahrt zum Timber Creek Campingplatz, wo wir unser Zelt aufschlugen.

Gesamt machten wir heute etwa 57.5km und 1550Hm.

Während ich diesen Text am Montagabend geschrieben habe, und meine Frau fix und fertig neben mir schlief hörte ich vom Wald her ständig die „Rufe“ von einem Elch. Das hört sich ähnlich einer dumpfen quietschenden Bremse an (etwas besseres fällt mir grad nicht ein).


Johannes 

2 Gedanken zu „4 Tage, 230km, >5600Hm, 1.8°C – 35°C, 80.2 km/h – die USA fordert uns heraus“

    1. Naja, ein Amerikaner hat uns gestern rzählt, dass ihm ein Kollege erzählt hätte wie ein Berglöwe eine ausgewachsenen Elch erlegt und zusammen mit den Jungen gefressen hätte. Ich bin mir also nicht so sicher ob du den im Büro haben willst 🙂 … ansonsten gut anbinden und immer brav füttern.

      Lg johannes

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