Beschriebener Streckenabschnitt: Bryce Canyon – Mount Carmel Junction; Gran Canyon North Rim und retour (USA 🇺🇸): 396 km; 5 Tage (14.10.2016 – 18.10.2016)
Nach der Besichtigung des Bryce Canyon beschlossen wir einen Abstecher zum Grand Canyon North Rim zu machen. Dies bedeutet für uns ab Mt Carmel Junction (bis dahin hätten wir so oder so fahren wollen um zum Zion Nationalpark zu kommen) einen Umweg von 320km zu machen.
Für uns begann der Tag Freitag nach der Besichtigung des Bryce Canyon mit einer rasanten, aber sehr schönen Abfahrt auf dem Highway 12 durch den Red Canyon
Dann bogen wir in den Highway 89 ein und von da weg war es lange sehr mühsam, da wir (unsere Strecke führte von Norden nach Süden) den ganzen Tag gegen einen Südwind (ca. 15km/h laur Wetterbericht) ankämpfen mussten. Bis Mt Carmel Junction fuhren wir entlang des Highways 89 und kamen dabei während einer Strecke von 70km fast jeden Kilometer an einem Kadaver von einem Reh oder Hirsch vorbei. Die Automechaniker in der Gegend werden wohl viele Dellen reparieren müssen…
Dann bogen wir ab auf den Highway 89A und zelteten auf halbem Weg nach Kanab in einer Seitenstraße, die mit kleinen dornigen Büschen übersäht war, wie wir im Nachhinein merkten… Aber Platten gab’s zum Glück keinen!
Am Samstag fuhren wir nach Kanab, wo wir erst mal einkaufen gingen (juhu es gab Riegel in Aktion!), unsere Wasservorräte auffüllten, Mails beantworteten und zum ersten Mal wieder mit zu Hause telefonierten (der Schwester wird wenn’s irgendwie geht schon persönlich zum Geburtstag gratuliert).
Als wir das alles erledigt hatten (das dauert immer eine halbe Ewigkeit…), war es bereits Mittag und wir aßen bei McDonalds noch Burger und Pommes. Regula vergaß zu betonen, dass ein Burger ohne Käse gewünscht ist und somit mussten wir wieder mal 3 Burger verdrücken (ist nicht das erste Mal). Der Burger zuviel schadete jedoch nicht, wie wir später feststellten! Mit vollem Bauch machten wir uns auf den Weg nach Jacob Lake zuerst durch die Wüste, dann durch den wunderschönen Kaibab National Forest. Mit den aufgefüllten Essens- und Wasservorräten waren unsere Räder wiedermal sehr schwer (oje doch zuviel Riegelpackungen gekauft…) und wir kamen bei Gegenwind und Steigung nur langsam voran. Kurz vor Jakob Lake verlor Johannes sein Hinterreifen wieder mal Luft. Als hätte das Schicksal entschieden, dass es Zeit war das Zelt aufzustellen :-). Wir fanden zum Glück gleich ein schönes Plätzchen im Wald, kochten und während es bereits Dunkel wurde reparierte Johannes seinen Schlauch. Ein Metalldraht, vermutlich von einem kaputten LKW oder Autoreifen, hatte sich durch den Mantel und den Schlauch gebohrt. Somit steht es 2:0 für Johannes was Platten angeht.
Als wir am Sonntagmorgen aufstanden windete es bereits stark und es war frisch (wir waren wieder mal auf 2350m). Wir fuhren nach Jacob Lake, füllten nochmals Wasser auf, kauften sündhaft teures Salz (das ging vergessen vor lauter Freude über die Riegelaktion in Kanab…) und machten uns dann auf Richtung Grand Canyon North Rim. Unser Ziel war es bis zum Beginn des Parks zu kommen. Eine Strecke von 50km, was locker machbar sein sollte. Am Abend davor hatten wir noch gescherzt, dass wir morgen wohl einen halben Tag Pause mache könnten, aber wir hatten da den lieben Wind vergessen. Es war ein Gegen- und Seitenwind mit 30 km/h und Windböhen mit >50 km/h. Manhmal warfen uns die Böhen fast vom Fahrrad und es war zu gefährlich auf der Straße zu fahren. Also schoben wir immer wieder mal unsere Räder (Regula sicher insgesamt fast 5 km). Wir versuchten tatsächlich auch Auto zu stoppen, doch nach 5 Minuten mit Finger in der Luft, packte uns der Ehrgeiz wieder selber die Strecke zu fahren…
Kurz vor dem Eingang zum Nationalpark erlösten wir uns dann von den Qualen und stellten unser Zelt schön versteckt im Wald auf. Am nächsten Morgen wieder die Überlegung, ob per Autostopp oder mit dem Rad in den Nationalpark, da es immer noch sehr stark windete. Einzig klar war das Zelt und Gepäck vor Ort blieb. Der Ehrgeiz siegte und wir setzten uns aufs Rad…zum Glück, denn wir mussten nur ca. 10 km lang einen Kampf mit dem Wind führen.
Und dann endlich der Gran Canyon!!
Wir waren ziemluch k.o. und setzten uns einfach aufs erste Bänkchen, assen das übrige Brot mit Nutella mit einer Runde Riegel, genossen die einzigartige Aussicht. Doch der Magen knurrte danach noch immer. Man muss an dieser Stelle schon mal erwähnen, dass die amerikanischen Nationalpärke wunderschön sind, da sie kaum über touristische Infrastruktur verfügen. Man kann sagen ein Wasserhahn im Visitor Center um Trinkwasser nachzufülllen und das war’s. Das ist ja schön und gut, doch wenn man als Radfahrer 130 Kilometer durchs Nichts gegen den Wind angestrampelt ist, dann wünscht man sich nichts mehr als zumindest ein kleines Hotdog Ständchen (nur Riegel geht irgendwie auch nicht…)….Ganz schlimm ist dann auch den Amerikanern zuzusehen wie sie ihre grosse Kühlboxen voller Essen aus ihren gigantischen Wohnmobile heraus holen. Aber nun gut, im Gran Canyon Natinalpark fanden wir zumindest nach langer Suche ein kleines Stückchen Pizza für Regula (auf die Situation, wo Johannes da rein beisst, wäre ich sehr gespannt…).
Zurück zum Zelt ging’s wunderbar mit Rückenwind. Da wir dank Visitor Center und Johannes seiner grossen Motivation Wasser zu transportieren, genügend Wasser hatten, konnten wir uns sogar wieder Mal waschen (inkl. Haare). Am nächsten Tag ging’s in Windeseile zurück nach Utah. Ohne Gegenwind (zumindest über weite Strecken) schafften wir an diesem Tag jene Strecke (120 km in knapp unter 6h Fahrzeit) zurückzulegen für die wir bei der Hinfahrt zwei Tage gebraucht hatten. Schön war das der Rückweg nicht langweilig war, da man die wunderschöne Landschaft aus einem anderen Blickwinkel nochmals bewundern konnte.
In Kanab beim Einkauf gab’s dieses Mal statt Riegel Würstchen, die’s dann gleich zum Abendessen (zusätzlich zur täglichen Spaghettiportion) gab!
Fazit: Der Abstecher hat sich trotz Wind absolut gelohnt!!
Momentaner Standort: Mount Carmel Junction
Nächstes Ziel: Zion National Park, Hurricane
Regula und Johannes
Regula und Johannes, ich lese euren Reisebericht total gerne, es ist so spannend u d ich freue mich mit euch so über eure vielen abenteuerlichen Erfahrungen. Ihr müsst ja viele Hindernisse bewältigen, we n ich nur an denvielen Gegenwind oder die Reifenplatten denke. Das ist ja die beste Schule für das Meistern von Schwierigkeiten in einer Ehe. Die schönen Landschaftsbilder sind ja ganz anmachend und ich beneide euch um diese tollen Erfahrungen. Regula und Johannes vielen Dank für eure Berichterstattung! Ich wünsche euch weiterhin eine schöne und spannende
Zeit! Habt es gut miteinander und alles Gute auf eurer Reise! Viele liebe Grüße von Brigitte Klocker