Fehlstart in Asien – wir brauchen Urlaub!

Beschriebener Streckenabschnitt: Hongkong: 10 km mit dem Rad; 10 km zu Fuss; 4 Tage (05.12.2016 – 08.12.2016)

Wie im vorherigen Blogbeitrag geschrieben, landeten wir am 5.12.2016 mit etwa 1h Verspätung um 8:00 morgens in Hongkong. Bei einem 15h langen Flug macht so eine Verspätung gar nicht mal mehr so viel aus, dass könnt ihr mir glauben. Durch die vielen Zeitzonen welche wir überflogen haben und dem nur mäßigen Schlaf im Flugzeug waren wir fix und fertig. Nach dem wir ausgestiegen waren, sahen wir uns als allererstes gleich mal das Wahlergebnis der Bundespräsidenten Wahl von Österreich an. Erleichtert über den Ausgang machten wir uns auf den Weg Richtung Gepäckband. Wir mussten an einer Kontrollstelle durchlaufen wo mittels einer Thermokamera geprüft wird ob man Fieber hat (hat vielleicht was mit der Vogelgrippe zu tun, die ja damals in dieser Gegend ihren Lauf nahm), dann kam der Einreisecheck und schon waren wir beim Gepäckband. Dort drehten unsere Taschen schon ihre einsamen Runden und unsere Kartons mit den eingepackten Fahrrädern standen auch schon bereit. Na wunderbar, soweit hatte mal alles geklappt. Wir schoben alles durch den Zollbereich hindurch (wo wir nicht mal einen Kontrollbeamten antrafen) und waren schon in der großen Ankunftshalle. 
Da wir trotz Frühstück im Flugzeug schon wieder hungrig waren gönnten wir uns ein kleines Frühstück bei McDonalds, was aber nicht gut schmeckte. Obwohl wir in Hongkong waren, was erst 1997 von Groß Britannien an China „übergeben“ wurde, sprachen bereits viele Menschen hier am Flughafen kein Englisch mehr. Dann nach dem Frühstück überlegten wir uns wie wir nun in diese Stadt kommen sollten. Mit dem Fahrrad zu fahren gilt als unmöglich, da auf der Autobahn radfahren streng verboten ist. Schlussendlich entschieden wir uns für den Airportexpress nach Kowloon. Das bedeutete aber, die Räder noch hier am Flughafen auszupacken und zusammenzubauen. Die Fahrradkartons hatten sichtbar etwas abbekommen und waren auch völlig neu zugeklebt worden, was mich anfangs wunderte. Denn unsere Klebebänder waren nicht aufgerissen oder aufgeplatzt, sondern mussten von jemandem schön mit dem Messer aufgeschnitten worden sein. Wir waren gespannt ob noch alles da war oder etwas fehlte.

Als wir Regula’s Fahrradkarton aufschnitten trauten wir kurz unseren Augen nicht. Das konnte, nein das durfte jetzt einfach nicht wahr sein! Es war zwar noch alles da, aber ihr Fahrrad musste im Fahrradkarton aus großer Höhe irgendwo runtergefallen sein und mit dem Schaft der Gabel (also kopfüber) zuerst aufgestoßen sein. Jedenfalls war der Gabelschaft total verbogen. 

Das Problem ist, dass man den Gabelschaft nicht einfach mal schnell beim nächsten Fahrradladen austauschen kann, sondern dieser mit der Gabel fix verbunden ist und wir daher eigentlich eine neue Gabel benötigen. So ein verdammtes Pech!
Während ich mein Fahrrad anfing zusammenzubauen, machte sich Regula auf die Suche nach einer Ansprechperson bezüglich Gepäckreklamation. Nach einigem hin- und herfragen hatte Regula jemanden gefunden der den Schaden aufnahm. Leider wollte der sich darauf hinausreden, das der Schaden ja auch beim amerikanischen Zoll aufgetreten sein könnte, denn diese hatten unsere gut verpackten Fahrradkarons aufgeschnitten gehabt (es lag noch ein Zettel mit dieser Kontrollmitteilung vom Zoll drin). Ich dachte mir nur: „Diese verdammte Paranoia der Amerikaner. Als ob wir aus ihrem Land noch was rausschmuggeln wollten.“ Zu guter letzt einigten wir uns mit dem Gepäckbeauftragten trotzdem darauf, das er den Schaden aufnahm und eine offizielle Schadensmeldung anlegte. Das löste zwar nicht unser Problem für die weitere Reise, aber war trotzdem mal ein Anfang. Da wir Regula’s Fahrrad aber nicht komplett zusammenzubauen konnten, mussten wir die Idee mit dem Airportexpress streichen (wäre einfach zu umständlich geworden) und nahmen stattdessen einen Hotelbus zum Hotel „Eaton“ auf Kowloon. Von dort aus sollten es nur ca. 200m zu unserem, für Hongkong Verhältnisse, günstigen (45 $) Tai An Guest House sein. Auf der Fahrt vom Flughafen nach Kowloon kamen wir bereits an unzähligen Wolkenkratzern und Hafenkränen vorbei.

Während Regula vor dem großen und schönen Gebäude des Hotel Eaton mit all unserem Gepäck wartete,…

…machte ich mich beladen mit schweren Reisetaschen auf den Weg um das Tai An Guesthouse zu finden. Nach einigem suchen fand ich es auf der gegenüberliegenden Straßenseite in einem alten etwas heruntergekommenen Hochhaus im 11.Stock. 

Es entsprach nicht ganz dem, was auf den Fotos im Internet versprochen wurde. Wie sich schlussendlich herausstellte sollte unser Zimmer auch erst um 16:00 Uhr bereit stehen. Das bedeutete noch 2h warten bis wir endlich schlafen durften – ich akzeptiere und machte mich auf den Weg das restliche Gepäck zu dem Guesthouse zu tragen. Als wir dann mit den Fahrrädern auch noch dort ankamen, bereiteten sich auf der Stirn des Mannes „beim Check-Inn“ erste Sorgenfalten aus. Er meinte die Zimmer wären so klein, dass wir die Fahrräder nicht mitnehmen können und das sie auch sonst keinen Platz hätten diese unterzustellen – na super! Schlussendlich versuchten wir die Räder in einem Gang abzustellen, was auch halbwegs klappte. Wir waren aber mittlerweile so müde und hatten irgendwie keine Lust mehr hier noch länger zu warten. Aus Verdruss über die aktuelle Situation fingen wir an im Internet nach anderen, nahegelegenen Hotels zu suchen. Als Regula um 16:00 dann beim Check-Inn nachfragte ob denn eventuell unser Zimmer nun schon fertig wäre und ob wir eventuell noch stornieren könnten, stornierte der Mann unsere Buchung sofort. Er war erleichtert uns mit unserem vielen Gepäck loszuwerden, denn das Guesthouse war auch noch dazu überbucht gewesen. Wir hätten vermutlich noch lange auf unser Zimmer warten müssen. In unserer Erschöpfung buchten wir schlussendlich im Hotel Eaton, wo wir fast 3h zuvor aus dem Bus ausgestiegen waren. Beim Eaton handelt es sich um ein sehr schönes Hotel und trotz 50% Nachlass (weil wir ja wirklich Last-Minute gebucht haben) ist es mit ca. 150€ pro Nacht für uns eine absolute Luxusabsteige. Aber wir hatten jetzt einfach genug erlebt und brauchten mal für ein paar Tage Erholung, also Urlaub im Urlaub. Wir buchten gleich 4 Nächte, denn wo konnten wir uns schon besser erholen als in Hongkong. Hier kommt man aufgrund des Verkehrs und der vielen Menschen gar nicht in Versuchung aufs Rad zu steigen. 

Im Eaton klappte dann alles wie am Schnürchen. Wir konnten unsere Fahrräder in einem Gepäckaufbewahrungsraum abstellen, checkten ein und gingen auf unser Zimmer, wohin der Concierge bereits unser Gepäck gebracht hatte. Nach einer kurzen Dusche für die wir nochmals letzte Kräfte mobilisierten, vielen wir ins Bett und schafften es nicht mal mehr das Licht auszuschalten. Wir schliefen dann einfach mal 14h lang. Boah waren wir erledigt gewesen!

Als wir am Nikolaustag, den Dienstag 6.12.2016, aufwachten mussten wir uns entscheiden, ob wir nun ein Chinavisum beantragen sollten oder nicht. Nach langem hin- und her entschieden wir uns dafür (am Abend davor waren wir schon kurz davor gewesen ganz wo anders hin zu reisen oder ab nach Hause vor den Ofen zu liegen und Weihnachtskekse zu backen/futtern). Der Visumsantrag hier im Hotel war nicht gerade günstig (150€ pro Person für ein Double-Entry-Visa mit je 30 Tagen), aber wir hatten keine Lust direkt auf der Botschaft den Antrag auszufüllen, ewig zu warten und dann doch abgelehnt zu werden – dadurch hatten wir in San Francisco schon eine Tag verloren. Nun aber knurrte unser Magen und wir machten uns gleich mal auf den Weg zum Frühstücksbuffett. Dort futterten wir uns durch alles durch was es im Angebot gab, als hätten wir seit Wochen nichts mehr zu Essen gehabt. Mit randvollen Bäuchen wälzten wir uns zu unserem Zimmer rauf und brauchten dann gleich mal ein Verdauungsnickerchen. 

Am Nachmittag schuben wir unsere Räder (Regula’s Rad machten wir schubtauglich mit zahlreichen Kabelbindern) 5 km weit quer durch Kowloon zum „Flying Balls Bicycle Shop“ (http://www.flyingball.com/), dem nach angaben vieler Radfahrer besten Fahrradgeschäft weit und breit.  Das war es dann auch, neben den hochwertigsten Cannondale Rennrädern und Mountainbikes, gab es auch alles von Ortlieb Taschen bis hin zu Rohloffschaltungen zu kaufen. 

Ich hätte nie im Leben gedacht hier in Hongkong noch ein zusätzliches Ölwechselset für meine Rohloffschaltung zu finden. Aber der eigentliche Patient war Regula’s Rad. Der Mechaniker schaffte, was ich mir gehofft hatte. Er konnte den Schaft mit einem Hammer, einem Rohr und geübten, gezielten Schlägen wieder halbwegs gut hinbiegen, sodass wir den Vorbau samt Lenker wieder befestigen konnten. Das war unsere Rettung! Alternativ hätte man den Schaft noch etwas absägen können, oder natürlich eine neue Gabel verbauen. Nun, da das Rad wieder fahrtüchtig war machten wir uns auf den Weg zurück ins Hotel. Die ersten 2km trauten wir uns noch im Linksverkehr auf Hongkong’s Straßen zu fahren, dann kamen wir aber in zu dichten Verkehr hinein (die Rushhour hatte begonnen) und schoben die Räder sicherheitshalber lieber auf dem Gehsteig durch die Menschenmassen. 

Zurück im Hotel waren wir erleichtert, dass nun alles wieder halbwegs seine geplanten Wege geht. Dank dem großen Frühstück knurrte unser Magen sogar am Abend noch nicht, so dass wir uns gleich wieder ins Bett verkriechen konnten.

Heute Morgen, am 7.12.2016, dann wieder das große „Frühstück“. Wir hatten wieder voll Kohldampf, da wir ja 24 Stunden nichts gegessen hatten (das Hotel ist sicherlich froh, wenn wir zwei wieder abreisen…). 

Jetzt hoffen wir nur das wir am Freitag das Visum für China bekommen und nutzen den Tag um ein wenig unsere weitere Reise zu planen.

Aktueller Standort: bis Freitag Nachmittag sicher in Hongkong

Plan: Freitag oder Samstag  mit Visum in der Hand mit der Fähre nach “ Festland-China“ (Zhuhai), wo ein Warmshower Host auf uns wartet – das freut uns sehr.

Johannes

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