Sabaidee – und da waren wir Millionäre!

Beschriebener Streckenabschnitt: Mengla (China 🇨🇳) bis Luang Prabang (Laos 🇱🇦): 357,5km ; 4 Tage (5.1.2017 – 8.1.2017)

Donnerstag der 5. Jänner 2017  begann damit, dass wir in unserem Hotelzimmer in Mengla all die Sachen, die wir zum Trocknen ausgelegt hatten wieder verpackten. Zum Glück waren die meisten Sachen recht gut getrocknet, denn in den letzten Tagen als wir morgens immer wieder unsere Sachen aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit oder wegen Regens über Nacht feucht zusammenpacken mussten, hatten unser Zelt und Schlafsäcke ein wenig und unsere Schlafmatten schon stark zu müffeln begonnen. Der muffige Gestank, der von den Schlafmatten ausging und uns die ganze Nacht begleitete war bereits wesentlich stärker als das Aroma welches aus unseren Fahrradschuhen strömte 😉. 

Nach dem selbstgemachten Müsli-Frühstück trafen wir uns um 9:00 in der Hotellobby mit Annabelle und Loris und starteten gemeinsam in Richtung Laos. Schnell kamen wir allerdings nicht voran, da wir in der Stadt noch mehrere Zwischenstopps einlegten. Der erste (und wichtigste) Stop war wie üblich in der Bäckerei, wo wir gleich mal genügend Backwaren für den Tag kauften. 

Danach hielten wir bei einem Supermarkt und hoben nochmals Geld ab, welches wir an der Grenze dann in „Laotischer Kip“ umtauschen wollten um nicht gleich unsere Dollar und Euro Vorräte zu verringern. Gegen 11:00 war dann alles erledigt und wir fuhren ein paar Kilometer gemütlich auf der alten Straße dahin. Da es zur Grenze nach Laos hin nämlich eine kleine alte (G213) und eine große neue (G8511) Straße gibt ist die Alte fast verlassen. Als dann aber nach einigen Kilometern die alte Straße immer schlechter, heißt immer häufiger nur noch eine Schlammpiste war, wechselten auch wir auf die neue Straße. Zum Glück hielt sich aber auch hier der Verkehr halbwegs in Grenzen und wir kamen sehr zügig voran, denn die neue Straße führte nicht über jeden Bergrücken drüber, sondern hatte ein paar Tunnels die eine wesenglich flachere Straßenführung zulies. Aber auch diese neue Straße war den Chinesen bereits zu klein und so wird sie gerade massiv ausgebaut. Als wir zwecks Mittagspause am Straßenrand anhielten merkten wir zu unserem Bedauern, dass unsere lecker aussehenden Errungenschaften aus der Bäckerei mit einer Hackfleischähnlichen Füllung vollgestopft sind. Wir trauten der Füllung nicht über den Weg und so aßen wir nur die „Hülle“. Witzig war nur, dass Annabelle Backwaren vom selben Blech gekauft hatte und sie als Füllung süße Bohnen hatten. Vom gleichen Blech zu kaufen heißt also keinesfalls das man dasselbe bekommt…

Mitten am Nachmittag kamen wir dann in Mohan an der Grenze an. Ich füllte an einer Tankstelle unsere Wasservorräte auf und Regula wusch währendessen noch etwas Wäsche. Danach hieß es Abschied nehmen von Annabelle und Loris, denn während wir noch heute über die Grenze nach Laos wollten, hatten sie beschlossen noch einen letzten Abend in China zu verbringen.

Kurz vor dem Grenzübergang konnten wir dann unser frisch abgehobenes Geld in Höhe von 2500 Yuan (= ca. 343€) + den verbliebenen 50 Yuan zu einem Kurs von 1:1180 in Laotischen Kip wechseln. Damit waren wir auf einen Schlag zu Millionären geworden! Des öfteren kostet ein ausführliches Abendessen dann aber auch fast 100.000 Kip.

Mit den 3 Millionen in der Tasche machten wir uns kurz vor 16:00 Uhr an die Ausreise. Während Regula draußen bei den Rädern wartete, ging ich ins „Immigration Office“ Die Formalitäten für die Ausreise aus China waren sehr einfach und als Ausländer wurde ich noch bevorzugt behandelt, soll heißen ich musste nicht in der Schlange mit Chinesen und Laoten warten, sondern kam sofort dran – wie praktisch! Dann, ich hatte meinen Ausreisestempel bereits im Pass, wartete ich mit den Rädern (die ich ja auch noch über die Grenze holen musste) und Regula machte das selbe Prozedere. 

Nun rollten wir ein paar Meter durchs „Niemandsland“, wo wir gleich eine Zeltmöglichkeit entdeckt hätten 😉 und schon Standen wir vor dem Grenzübergang Boten in Laos. Als erstes viel uns natürlich gleich der golden bemalte Grenzübergang auf – willkommen in einem buddhistischen Land.

Dort dauerte es etwas länger als zuvor in China, denn wir mussten zuerst einen „Visa On Arrival“ Antrag ausfüllen. Das Visum war aber eine reine Formsache und nach der Bezahlung von 35 Dollar + 2 Dollar für den Tourismusverband schnell erledigt. Natürlich half auch, dass die meisten Beamten ein passables Englisch konnten und alles auch neben Laotisch in Englisch angeschrieben war.

Da wir dann aber zuerst vergaßen eine zusätzlichen Immigration Zettel auszufüllen verzögerte sich unsere Einreise noch etwas, aber 5 Minuten vor 16:30 (Laos Zeit, die ist 1 Stunde hinter der chinesischen Zeit) und damit kurz vor der Grenzübergang schließt bekamen wir von der Grenzbeamtin unseren Einreisestempel in den Pass gedrückt. Juhu – Laos wir sind da!

Wir fuhren noch etwa 15km weit und stellten dann unser Zelt auf einem kleinem sehr einfachen Dorf-Fußballplatz auf.

Ich befreie noch unsere Reifen vom gröbsten Schlamm, welcher sich auf dem Fußballplatz an unsere Reifen geheftet hat…

Was uns bereit kurz nach dem Grenzübertritt ebenfalls auffiel war, dass hier in Laos kaum mal mehr gehupt wurde. In China war dies noch Standard bei jeder Kurve gewesen, hier hupte höchstens noch der chinesische LKW Fahrer der Waren nach oder aus Laos beförderte.

Am Freitag, 6. Jänner, machten wir uns dann auf den Weg nach Oudomxay. Wir waren ja schon sehr gespannt auf diesen ersten richtigen Fahrradtag in Laos, denn es wartete gleich ein erster Pass auf uns und wir hatten schon viel auf anderen Blogs über die steilen (öfters mal 14℅) und schlechten Straßen Lao’s gelesen. Nun, dass mit den schlechten Straßen mag früher sicher mal so gewesen sein, aber bis kurz nach Pakmong war die Straße (vermutlich mit Unterstützung aus China) in fast perfektem Zustand. Es war ein glatter Teer mit nur sehr selten einer Bodenwelle oder gar einem Schlagloch. Auch war die Steigung nicht so schlimm wie manche geschrieben hatten, aber vielleicht waren wir nach der letzten Woche in China auch einfach sehr trainiert.

Ich fühlte mich sehr schnell wohl in Laos, während Regula noch länger skeptisch bleiben sollte. Die Landschaft wirkt viel natürlicher und wie wir später noch feststellen sollten, sind in Laos auch wesentlich mehr wilde Tiere und Insekten als noch in China. In China hatten wir manchmal das Gefühl, dass der Einsatz von Pestizidmitteln den Großteil der Insekten ausgerottet hat.

 Zu Mittag aßen wir in einem Restaurant und erlebten hier den nächsten großen Unterschied zu China. Während es in China meist weniger als 5 Minuten gedauert hatte bis unser Essen kam, so dauerte es hier eine Stunde. Zur Verteidigung des Restaurants müssen wir aber noch erwähnen, dass gerade kurz vor uns eine große Gruppe angekommen war und wir durch ein Hundepärchen das direkt vor der Restauranttür damit beschäftigt war für neuen Nachwuchs zu sorgen abgelenkt waren. Trotzdem, dass erste Essen schmeckte lecker und wir waren von dem Klebe-Reis ganz hin und weg.

Am Straßenrand sahen wir oft auch eine Pflanze die eine wilde Version eines Weihnachtssterns sein könnte…

Am Abend zelteten wir dann etwa 10km vor Oudomxay kurz außerhalb eines Dorfes. In der Nähe befand sich wohl ein Karaokelokal, denn bis spät in die Nacht konnten wir die Musik und die Menschen die mitsangen hören. Hier an diesem Zeltplatz erlebten wir wie viele Ameisen, Schnecken und noch vieles mehr es in Laos gab. In der Nacht trampelte auch irgend ein größeres Tier an unserem Zelt vorbei und hinterließ uns als Visitenkarte ein stinkendes Häufchen direkt neben dem Zelt – was das wohl war? Ab nun hieß es nochmals wesentlich genauer hinzusehen ob auch ja keine Mücke im Zelt ist, denn Laos ist ein Malaria-Gefahrenland.

Am Samstagmorgen, 7. Jänner, kämpften wir noch vor dem Frühstück gegen die Ameisen, sie sich in all unsere Taschen, sowie im Außenzelt auf Erkundungstour gemacht‎ hatten. In Oudomxay trafen wir auf einen Amerikaner aus Colorado, welcher mit einem „Fatbike“ durch Südostasien tourt – auch eine interessante Variante. Dann aßen wir noch eine, mir später zum Verhängnis werdende, Nudelsuppe‎ und gegen Mittag verließen wir endlich (eigentlich bereits viel zu spät für die zwei Pässe die uns heute erwarteten) die Stadt. Im Flachen kamen wir schnell voran, sobald es dann aber zum ersten Pass rauf ging, wurde wie schon bei vielen anderen Radfahrern vor uns der erste Gang zum Standard. Ja, der Pass mit oftmals 7-9% Steigung war steil, aber für uns mit unserem chinesischen Bergetappentraining nichts mehr besonderes. Wir kamen wieder durch unzählige Dörfer durch und von überall her grüßten uns die Kinder zu. Wenn wir uns einem Dorf näherten, so hörten wir meist schon von allen Seiten von den Kindern ein „Sabaidee“ (=Hallo). Während wir in China eigentlich nur relativ wenige Kinder sahen (und dann hauptsächlich bei Schulen), so wimmelte es hier in Laos in den Dörfern nur so von Kindern aller Altersstufen. Aber es wimmelte nicht nur vom Leben der Menschen, sondern auch die Hunde, Hängebauchschweine, Hühner,… alle schienen gerade Nachwuchs zu haben.

Vor lauter winken bekam ich manchmal meine „Winkhand“ kaum mehr auf den Lenker zurück. Interessant war, dass die Erwachsenen wesentlich seltener grüßten und auf ein „Sabaidee“ unsererseits nicht immer antworteten. Wenn ich gerade von Erwachsenen schreibe fällt mir noch ein, dass wir kaum Menschen die älter als geschätzt 50 Jahre waren sahen. Die Lebenserwartung hier in den Bergdörfern mit vermutlich schlechter medizinischer Versorgung ist wohl nicht sehr hoch. Auffallend war aber auch wie viele junge Männer ihren jüngsten Nachwuchs in Händen hielten oder mittels eines Tragetuchs umgehängt hatten. Auch beeindruckend war wie viel Nachwuchs es überall gab. Wenn dann noch dazu die Frau gerade auf dem Motorrad ohne Helm davonfuhr, so zeigte dies schon ein sehr eindrucksvolles emanzipierte Bild dieser Gesellschaft.

Interessant war auch, dass wir in den Dörfern oft Mädchen in traditionellen Kleidern sahen, die mit jungen Burschen Tennisbälle hin-und herwarfen. Wir vermuten es war eine Art Pärchenbildung.

Die Dörfer im Norden von Laos bestanden großteils aus einfachen Bambushütten mit einem Blech- oder Schilfdach. Es waren zwar sehr einfache Hütten, aber irgendwie sahen sie schön gemütlich aus.

Zwischen den vielen Kurven, die wir uns auf den jeweiligen Pass hinauf strampelten, stopften wir uns die Bäuche mit den letzten chinesischen Backwaren, Bananen, Mandarinen und verschiedenen laotischen Schokolade Waffeln voll‎. 

So meisterte wir den ersten Pass problemlos. Der zweite wurde dann schon anstrengender und so waren wir froh als wir kurz vor Sonnenuntergang auf diesem, nach gefahrenen 66 km und etwa 1400 Höhenmetern ankamen und unser Zelt kurz nach dem Pass aufschlagen konnten. Bei mir hatte bereits die letzte Stunde angefangen der Bauch weh zu tun und so aß ich nur sehr wenig zu Abend und legte mich gleich hin. Kurz darauf war ich eingeschlafen. Ab 2 Uhr morgens plagten mich dann aber die Magenschmerzen dermaßen, dass ich nicht mehr weiterschlafen konnte. Super dachte ich mir, da hatten wir 5 Monate lang keine Magenrobleme und bereits an unserem dritten Tag in Laos fing es nun an. Denn Rest der Nacht konnte ich dafür nutzen um ein Buch fertig zu lesen. 

Am Sonntag, 8. Jänner, folgte dann unsere bisher längste Etappe dieser Weltreise und das trotz von meines etwas geschwächten Zustand‎s. 

Zum Glück hatten wir auf dem Pass gezeltet, denn im Tal unten lag dichter Nebel…

Angetrieben vom Willen nach Luang Prabang zu kommen, wo es aufgrund des Tourismus und der früheren französischen Kolonialmacht viel „westliches Essen“ gibt, fuhren wir an diesem Tag knapp über 7h lang zuerst den Pass hinunter nach Pakmong und dann in einem ständigen auf- und ab 142,5 km. 

Dabei fuhren wir lange Zeit am Fluss Nam Ou entlang und sahen unter anderem auch frisch bepflanzte Reisfelder.

Bei Sonnenuntergang trafen wir in Luang Prabang ein und machten uns auf die Suche nach einer Unterkunft wo wir drei Nächte bleiben wollten. Unsere Wahl fiel schlussendlich auf die Pangkham Lodge, da viele Unterkünfte bereits ausgebucht waren und wir zu müde waren um noch länger zu suchen. Das Zimmer war jedoch sehr schön und nach einer kleinen Diskussion der Preis o.k. (wieder mal war booking.com am billigsten und wir buchten das Zimmer in der Reception über booking.com nachdem das Hotel uns das WLAN Passwort ausgehändigt hatte…). Völlig erledigt stellten wir uns unter die Dusche und legten und ins frische Bett. 

Entlang dieses Streckenabschnitt hatten wir mit dem Wetter ziemlich Glück gehabt, heute (10. Jänner) schüttet es in Luang Prabang wie aus Kübeln, perfekt um im Bett zu bleiben, die Füße hochzulagern und Blogbeiträge zu schreiben 😎.

Aktueller Standort: Luang Prabang

Nächstes Ziel: über die Straße 4 Richtung Süden und dann am Mekong entlang nach Vientiane

Johannes

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