Wie wir zelten in Laos lernten…

Beschriebener Streckenabschnitt: Luang Prabang bis Vientiane über Sayaboury und Paklay: 456 km ; 6 Tage (12.1.2017 – 17.1.2017)

Als wir uns endgültig in Luang Prabang aufs Rad schwangen, hörte es pünktlich auf zu regnen und so konnte es losgehen – definitiv genug gegessen und Touristen gesehen.

Wie auch schon im Norden können hier die vielen Dörfer, durch die wir täglich fahren, sehr unterschiedlich sein. So ist es immer wieder spannend, wie die Menschen leben, was sie arbeiten und wie sie auf zwei grosse hellhäutige Radfahrer mit vielem buntem Gepäck reagieren.

Trotzdem gab es hier merkliche Unterschiede zu den Dörfern im Norden:

Die meisten Leute leben in Häusern und nicht mehr in kleinen Hüttchen aus Holz und Schilf…

…die meisten Kinder gehen zur Schule…

…und die Erwachsenen und nicht mehr die Kleinkinder dominieren im Dorf.

Wir wurden auch nicht mehr „nur“ von Kindern mit einem lauten Sabaidee begrüsst sondern auch von Erwachsenen. Meiner Meinung nach zeigt dies deutlich besser, dass man wirklich willkommen ist.
Während der Mittagspause am Strassenrand fielen uns zum ersten Mal die wunderschönen Insekten hier in Laos auf. Schmetterlinge in allen erdenklich schönen Farben und grosse Libellen. 

Am Nachmittag der erste Tropenregen. Da es schön warm war verzichteten wir auf die Regenkleider sondern genossen es so richtig pflätschnass zu werden!

Am Abend stellten wir unser Zelt kurz nach Muang Nan schön versteckt hinter der Strasse auf.

Auf diesem Zeltplatz lernten wir die negativen Seiten der zahlreichen Kleinlebewesen von Laos kennen. Am Abend bissen uns zahlreiche Mücken durch die Kleider hindurch. Wahrscheinlich hatte es besonders viele, da ganz nah ein Wassertümpel war.. 

Am Morgen sahen wir dann das tausende Ameisen unseren Footprint und all unsere Packtaschen, die verschlossen im Aussenzelt waren, besiedelten.

Wir waren über eine Stunde damit beschäftigt diese Ameisen loszuwerden und dabei bissen sie auch immer wieder mal zu.  

Als wir auf dem Rad saßen juckte der ganze Körper (wir hatten uns natürlich auch am Abend davor nicht gewaschen…) und wir waren bereits jetzt körperlich und geistig fix und fertig von diesen ganzen Ameisen. 

Zum Glück gibt’s die so netten laotischen Kinder, die einem sofort wieder bewusst machen wieso man sich das ganze antut. Hunderte Male am Tag winken sie einem fröhlich zu und lächeln dich an. In dieser Gegend war besonders schön, dass die Kinder mit dem Rad zur Schule fahren, so dass sich plötzlich viele Radfahrer auf der Strasse herumtummeln. 

Auf und ab ging es den ganzen Tag, doch die steilen Anstiege hielten sich zum Glück in Grenzen. Überrascht waren wir von der Stadt Sayaboury. Wir hatten zum ersten Mal das Gefühl in einer laotischen Stadt zu sein, denn in Luang Prabang dominierten die Touristen.

Bereits im Norden von Luang Prabang fiel uns auf das sich oft die Väter hier um die kleinen Kinder kümmern…

…und oft sahen wir Frauen mit Rollern oder Traktoren herumfahren, doch hier gab’s dann sogar eine weibliche Automechanikerin…

Aber nicht nur Erwachsene Frauen fahren Motorrad, es kann schon auch vorkommen, dass einem ein etwa 12 Jahre altes Mädchen auf einem Moped entgegenkommt… natürlich mit zwei Freundinnen hinten drauf.

Einmal kam uns sogar ein Traktor (alle fahren hier die Marke Kubota) entgegen, wo der Mann am Steuer saß und die Frau hinter der Fahrzeugkabine in einer Hängematte lag und schlief! Man sieht hier soviele verrückte Sachen 😎.

An diesem Tag war es zum ersten Mal so richtig heiss, sodass wir froh waren als es endlich Abend wurde und die Sonne nicht meht so herunter brannte.

An diesem Abend stand fest, dass wir in Ban Nam Pouy ins Guesthouse gehen – so etwas wie die Nacht davor geht nicht mehr. Als wir dann aber frischgeduscht und mit vollem Magen im Bett lagen, war dann auch wieder nicht alles gut. Wir vermissten es draussen mitten in der Natur zu sein…

Am nächsten Morgen (nach ganz vielen Albträumen von Ameisenattacken), sahen wir eine magere Kuh mit Hängeohren..

…und dann plötzlich einen Elefanten um die Kurve biegen. Nein, was machten wir für grosse Augen als wir diesen Elefanten sahen!!! Einfach so lief er die Strasse mit seinem Reiter entlang, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt!

Am Mittag fanden wir ein Lokal, wo uns Reis mit Gemüse gekocht wurde und wo wir, zumindest für ein Stündchen, im Schatten sitzen konnten…

…denn es war so richtig heiss (38°C). Wir beneideten die Kinder, die im Fluss badeten. 

Wir selbst gönnten uns immer öfters köstlich gekühlten Kokosnusssaft aus der Dose. Dieser war auch nötig, da es den ganzen Tag auf und ab – manschmal sogar ziemlich steil – ging. Aber wenn wir gewusst hätten was noch auf uns zukommt, dann hätten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht angefangen zu stöhnen!

Viele Reisfelder sahen wir entlang der zum Teil stark besiedelten Strasse und so bekamen wir endlich frisch angepflanzte und überflutete Reisfelder bei Sonnenschein zu Gesicht. Der Anblick dieder ist wirklich besonders schön!

Gegen Ende des Tages liefen die Wasserbüffel nach getaner Arbeit über die Strasse, um sich im nächsten Schlammloch zu wälzen…

…und wir entschieden uns dem Zelten in Laos nochmals eine Chance zu geben.

Wir fingen bereits um kurz nach vier (und ca. 20 Kilometer vor Paklay) mit der Suche nach einem Platz an. Um ca. 17 Uhr fanden wir einen guten Platz, nämlich auf einem Umkehrplatz (und nicht mehr mitten im Gestrüpp). Die Laoten sahen uns zwar dort von der Strasse aus, doch ausser einem freundlichen Sabaidee und neugierigen Blicken passierte nichts.
Dieses Mal machten wir fast alles richtig:

  • Oberste Priorität hatte das Waschen und Kochen.
  • Wir zogen zwei Paar Socken übereinander an und steckten die Hose gleich noch da rein. 
  • Für den Hals und die Hände gab’s eine Portion Mückenspray.
  • Die Packtaschen blieben alle auf den Rädern und den Kocher stellten wir weit weg vom Zelt.
  • Wir achteten darauf, dass wir keine Essensreste am Abend hatten. 
  • Vor dem einschlafen das Innenzelt nochmals ganz gründlich auf diverse Insekten absuchen.

Um kurz nach halb 7 waren wir im Zelt – ein wenig zu spät, da das Kochen zu lang dauerte. Aber die Bilanz war deutlich besser: Pro Person nur noch ein Mückenstich. Zufrieden lagen wir im Zelt und lauschten zuerst dem Zirpen der Grillen und dann den Regentropfen…

Am Morgen war dann alles gut – keine einzige Ameise beim Zelt oder an unseren Packtaschen am Rad! So konnten wir voller Energie (die wir auch dringend brauchten, wie sich später herausstellte) in Richtung Paklay starten.

In Paklay nahmen wir die recht einfache Fähre um an’s andere Ufer des Mekongs zu kommen, da die Brücke noch immer im Bau ist.

Dann kam Laos wie wir’s uns in unseren schlimmsten Albträumen vorgestellt hatten. Ein steiler Anstieg nach dem andere während ganzer 35 Kilometer! 15℅ waren teilweise angeschrieben, laut unseren GPS Aufzeichnungen haben wir manchmal für ein paar Meter aber auch die 30% Steigungsmarke geknackt. Dies dürfte wohl auch stimmen, denn wie sonst kann man sich erklären mit einer einzigen Linkskurve auf einer Länge von 100m gleich 32 Höhenmeter dazu zu gewinnen? 

Ich hatte keine Chance – die Antiege waren zu steil und zu lang – und so schob ich das Rad gefühlt den ganzen Tag.

Die Erhebungen schienen kein Ende zu nehmen und der Strassenverlauf änderte sich nicht (keine Ahnung, was sich die Personen, die diese Strasse konzipiert haben, sich dabei gedacht haben…).

Ich war um jeglichen Grund für eine Pause froh und so schaute ich sicher ganze 5 Minuten dieser alten Frau mit ihrem Enkelkind auf dem Rücken beim Abschneiden vom Schilf zu.

Johannes hingegen schaffte es (auch wenn er nach manchem langem steilen Anstieg brennende Muskeln hatte) die gesamte Strecke zu fahren (keine Ahnung, wie das möglich ist…) und las ein Buch während er an schattigen Plätzchen auf mich wartete…

Hier ein Ausschnitt des Höhenprofil’s von dem Tag…

Und das Steigunsprofil…

Ca. 25 Kilometer vor Xanakham, als die Strasse endlich flacher wurde, fanden wir ein nettes Plätzchen für unser Zelt und waren froh genügend Wasser mitgetragen zu haben (ab Paklay gab’s keine Dörfer mehr). Zufrieden genossen wir die „0,75-Liter-Wasser-Dusche“ (Johannes kommt nicht unter die 1,5l Marke – die langen Beine brauchen, wie er meint, mehr Wasser), den Reis mit Sojasauce und den Sonnenuntergang und waren pünktlich vor der Mückenattacke im Zelt (Reis mit Sojasauce ist schnell gekocht!).

Am nächsten Tag in Xanakham geschah dann die Tragödie für Johannes – der Wasserfilter ging kaputt als er gerade am Wasser filtern war. Das schlimmste war wohl für Johannes, dass er einfach nichts tun konnte – nichts aufschrauben, nicht kleben, nichts fixieren, denn es war ein Plastikteil gebrochen welches nicht leicht zugänglich ist. Das einzige was wir tun konnten, war MSR zu kontaktieren mit der Bitte um baldmöglichsten Ersatz. So saß Johannes an der Strassenkreuzung in Xanakham und versuchte in Amerika was zum Rollen zu bringen. Mal schauen, wie wir dieses Problem lösen (einen Tag später schrieben wir mit der Rechnung dann auch noch den Händler an)… 

Nach Xanakham war’s zu Ende mit dem schönen Asphalt und so hieß es einige steile Anstiege und Abfahrten auf einer staubigen, holprigen, von Schlaglöchern durchsetzten (Wellblech-)Piste zu meistern. 

Nach bereits 15 Kilometer wurde die Strasse wieder ein wenig besser und so erreichten wir bis zum Abend fast noch das Dorf Khokmeuad. Wir fanden schnell ein schönes Zeltplätzchen am Mekong. Die einzigen „Störenfriede“ waren zwei Fischer abends, die uns freudig begrüßten obwohl wir schon im Zelt lagen.

Am nächsten Tag wurde die Strasse stets besser bis wir ab ca. 60 Kilometer vor Vientiane auf einer breiten schön asphaltierten Strasse mit nur noch wenigen Anstiegen dahin sausen durften.

Mittlerweile ist es so heiss (30°C am Vormittag, 38°C zur Mittagszeit, 35°C bis zum Sonnenuntergang), dass unsere Wäsche (wie sicherlich auch die der Mönche) sehr schnell trocknet. Eine Erleichterung, wenn man nicht mehr tagelang mit seiner Unterwäsche spazieren fahren muss.

Kurz vor Vientiane bekamen wir die ersten Marktstände mit einer richtig großen Auswahl an Gemüse- und Früchteesorten zu Gesicht. So gab’s abends nur noch Obstsalat, denn die Früchte schmecken wirklich sehr gut hier. 

Kurz vor Vientiane stellten wir nochmals unser Zelt auf, denn wir hatten das Guesthouse in der Stadt erst ab 18. Jänner gebucht. Da wir zeitig dran waren, wechselten wir die Mäntel auf meinem Rad. Der hintere Mantel nützt sich schneller ab und so haben wir diesen nun nach vorne getan mit der Hoffnung, dass wir keine neuen Mäntel auf dieser Reise mehr benötigen. Dabei flickten wir beim Hinterrad auch gleich noch ein winzig kleines Loch, welches uns schon seit Luang Prabang auf Trab hält…jeden Tag verlor der Hinterreifen in etwa 1/2 Bar an Druck. In der Pannenstatistik steht es somit 9:4 für Johannes.

Während wir nun im Zelt liegen und an der finalen Version dieses Blogbeitrag’s schreiben, hat mal wieder nicht weit von uns jemand die Musik aufgedreht und die „Laoten“ singen Karaoke zu den laufenden Liedern. Karaoke und Beerlao scheint eine der allabendlichen Lieblingsbeschäftigungen in diesem Land zu sein.

An dieser Stelle ein großes Danke an Petra & Raphael, die uns diese Strecke empfohlen haben. Ohne diesen Tip wären wir wahrscheinlich auf der Hauptstraße gefahren und hätten dadurch einen sehr schönen Ecken von Laos verpasst!

Aktueller Standort: 10 Kilometer vor Vientiane

Aktueller Kilometerstand: 8 590 Kilometer

Nächstes Ziel: Vientiane 

Regula (mit Ergänzungen von Johannes)

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