In Windeseile durch das „süße“ Thailand

Beschriebener Streckenabschnitt: Nong Khai (Thailand 🇹🇭) bis Ayyuthaya (Thailand 🇹🇭); 537 km; 6 Tage (21.1.2017 – 26.01.2017)

„Wie weiter?“ … das sollten wir uns die nächsten Tage noch ein paar Mal fragen…

Sehr spontan entschieden wir uns am 21. Jänner in Vientiane nach Thailand auszureisen, da wir keine Lust auf eine 10-stündige Busfahrt hatten und um in Bangkok einen funktionstüchtigen Wasserfilter zu bekommen! Denn unser Händler in Europa teilte uns mit, dass ein Outdoorgeschäft in Bangkok den Umtausch vornehmen kann. Leider antwortete dieses Geschäft nicht auf unsere Mails und so entschieden wir, dass wir persönlich antraben.

Also ab nach Thailand!

An der Freundschaftsbrücke, welche östlich von Vientiane bei Thanaleng Laos mit Nong Khai in Thailand verbindet, angekommen, wechselten wir unsere letzten chinesischen Geldscheine und einen Teil des laotischen Geldes in thailändischen Baht. Regula kaufte noch schnell ein paar Brote (die soll es hier in Südostasien anscheinend nur in Laos geben…) und dann ging es mit Taschen voller Lebensmittelvorräte (wir hatten uns bereits großzügig für den Süden von Laos eingedeckt…) über die Brücke (für 1,20€ Wochenendbenutzungsmaut 😉) nach Thailand, wo was wir so gehört haben das Schlaraffenland herrschen sollte. Auch hieß es die Straßenseite zu wechseln, denn in Thailand herrscht Linksverkehr.

Auf der anderen Seite des Mekongflusses angekommen, klappen die Einreiseformalitäten dann problemlos, da wir ja bereits in Vientiane uns ein gratis Visum ausstellen ließen. Da gerade Mittagszeit war „genossen“ wir die Brote mit Erdnussbutter und allerlei anderen Vorräten. Dann hieß es noch den Seitenspiegel von links nach rechts zu wechseln und los ging es in Richtung Bangkok. Die ersten paar Kilometer hieß es bei jeder Kreuzung  „Gehirn einschalten“ um ja richtig abzubiegen auf der linken Fahrspur anzukommen. Irgendwie gewöhnten wir uns schnell daran auf der, aus unserer Sicht falschen Seite, zu fahren, aber beim Abbiegen an Kreuzungen sowie im Kreisverkehr zeigte sich dann immer wieder was für erstaunliche Gewohnheitstiere wir Menschen doch sind und so landeten wir nicht nur einmal auf der rechten Fahrspur.

Auf den ersten Blick war Thailand ganz anders als wir es uns vorgestellt hatten‎, denn es war wesentlich moderner als wir dachten.

Es gab moderne Häuser…

…eine funktionierende Müllabfuhr und Ideen für Recycling (zum Beispiel ein Mülleimer aus alten Lkw Reifen… super Recyclingidee und noch dazu schön…)…

…und intensive Landwirtschaft, viele Privatautos sowie die besten Straßen die man sich vorstellen kann (egal ob Hauptverkehrsstraße oder Dorfstraße, alle sind in top Zustand und geteert oder mit Betonplatten gemacht).

Wir wählten auf unserer Route meist die kleinsten Nebenstrasse (ab vierstelliger Straßennummer relativ wenig Verkehr) und sogar die waren meist noch voll ausgebaut (der komplette Gegensatz zu Laos!).

Irgendwie waren wir etwas enttäuscht, denn Thailand machte auf uns Abenteurer einen langweiligen Eindruck. Wir vermissten insbesondere das freundliche Sabaidee und die lustigen Kinder aus Laos.

Auf Grund von unserem Kulturschock in Thailand, fingen wir mit unserer relativ spontanen Ausreise aus Laos an zu hadern. War dies die richtige Entscheidung gewesen? Mich (Johannes) plagte noch die Wehmut die Ankor Wat Tempelanlage in Kambodscha nun wohl nicht mehr sehen zu können. Zudem begannen wir uns zu ‎fürchten wie das wohl erst im Süden, also in den Touristengebieten, werden würde. Wir sind nämlich hier im Nordosten von Thailand, in einer für thailändische Verhältnisse noch sehr untouristisch und wirtschaftlich eher schwachen Region, unterwegs. Am Abend im Zelt diskutierten wir daher noch viele Routenmöglichkeiten durch (auch Varianten mit „Zurück nach Laos“). Das Ergebnis war, dass wir nicht wirklich wussten was wir wollten und uns darauf einigten jetzt mal Bangkok anzusteuern um dort die Sache mit unserem defekten Wasserfilter zu klären.

Nach dem gewöhnen an den Linksverkehr, dem Kauf einer SIM Karte mit unlimitiertem Datenguthaben für einen Monat (bin gespannt, ob dem wirklich so ist) um unsere weitere Reise unkompliziert planen zu können, dem verdauen des ersten Kulturschocks und schließlich unserer ersten Thailand-Nacht im Zelt (was zumindest in dieser Region recht einfach möglich ist), ging es am nächsten Tag dann weiter und Thailand zeigte sich schon bald von seinen schönen Seiten…

Am 22. Jänner machten wir so gegen 10:00 am Straßenrand im Schatten eines Baumes eine Pause, als zwei ä‎ltere Damen, welche die Straße entlang liefen, bei uns stoppten, sich mit uns in „Zeichensprache“ unterhielten, lachten und uns schließlich eine große Portion Klebereis schenkten.

Wir mussten schmunzeln als die zwei alten Damen ihren weiteren Weg mit ihrem kleinen Bambuskörbchen voller Reis antraten. Hier scheint man als Jause keine Brötchen sondern immer ein wenig Reis dabeizuhaben.

Ein anderes Mal schenkte uns dieser‎ Mann, welcher gerade Gartenarbeiten bei einem Kunden durchführte und ein T-Shirt mit einem Spruch anhatte der uns zum schmunzeln brachte, zwei Flaschen Wasser, da wir bei der Hitze ja durstig sein müssten.

Solche speziellen Momente erlebt man als Reisender wohl nur wenn man mit einem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs ist. Wir sind in den verschiedensten Ländern immer wieder von der Gastfreundschaft, die uns entgegengebracht wird, überrascht und schätzen diese ungemein, da sie einem das Gefühl gibt Willkommen zu sein.

Die Landschaft hatte sich seit Laos dahingehend geändert, dass hier wesentlich intensivere Landwirtschaft betrieben wird, wir manchmal abgebrannte Felder sahen und es wesentlich mehr Zuckerrohranbau gab. Durch die vielen Zuckerrohrfelder und da scheinbar gerade Erntezeit war, lag über weite Strecken ein süßlicher Geruch in der Luft. So fuhren wir gerade durch das „süße“ Thailand…

Die meisten bunt bemalten Lastwagen, die uns in den nächsten Tagen begegneten, waren randvoll mit Zuckerrohrstangen beladen (Ladegutsicherung ist dabei natürlich ein Fremdwort). Immer wieder kamen wir auch an Zuckerrohrumladeplätzen und schlussendlich sogar an einer Zuckerrohrverarbeitungsfabrik vorbei.

Aber auch der Reisanbau spielt hier noch eine wichtige Rolle, nur das kein Wasserbüffel‎, sondern neben etwas Handarbeit vermehrt richtige Traktoren oder auch Mähdrescher zum Einsatz kommen.

Neben der schönen, abwechslungsreichen Landschaft haben wir auch einige schöne Bäume, Blumen, Sonnenblumenfelder und Hütten hier im Nord-Osten von Thailand entdeckt…

Bereits in Laos hatten wir die ersten Langohr-Höcker-Kühe (ich nenne die jetzt einfach mal so, da ich keine Ahnung habe um was für eine Rasse es sich dabei handelt) gesehen, aber hier in Thailand schien es die Standard Rasse zu sein‎. Jedenfalls müssen wir beim Anblick dieser Rindsvieher mit ihren viel zu lang geratenen Ohren und ihrem Höcker immer wieder schmunzeln.

Des weiteren sehen wir überall unterwegs an den Ortseingängen, an Kreuzungen, als Hintergrundbild, in jedem noch so kleinen Geschäft, bei Geldautomaten, an Schulen und sonstigen öffentlichen Einrichtungen Bilder des am 13.10.2016 verstorbenen thailändischen Königs Bhumibol Adulyadej. Da für ihn ein Jahr lang Staatstrauer ausgerufen wurde sind um alle Bilder herum schwarz-weiße Stoffbahnen als Zeichen der Trauer gehängt. Es ist beeindruckend zu sehen wie stark in diesem Königreich die Bindung vieler Menschen zu ihrer royalen Familie zu sein scheint‎. Aber genau das muss natürlich auch kritisch gesehen werden, so ist es zum Beispiel unter Androhung von Gefängnisstrafen nicht erlaubt negativ über die königliche Familie zu sprechen oder zu schreiben.

Zu Mittag hielten wir wenn möglich an kleinen Unterständen für die Feldarbeiter an. In deren Schatten ließ sich die Mittagshitze meist gut ertragen.

Aber nicht nur wir suchten am Mittag immer öfters schattige Plätzchen auf, auch die lokale Bevölkerung hielt Siesta und so waren die Hängematten ab Mittag regelmäßig gefüllt mit schlafenden Kindern, Männern und Frauen.

Wenn wir essen gingen so gab es meist ein Reisgericht mit Fleisch oder Eierreis. Das Essen war sehr gut, aber für uns hungrige Radfahrer (um die Mittagszeit hatten wir meist schon um die 70 km in den Waden) leider viel zu klein, sodass wir meist nachbestellten und manchmal sogar drei Portionen verschlangen. Obwohl’s einem komisch vorkommt immer wieder nachzubestellen, ist das Schöne daran, dass man der Köchin/dem Koch damit das größte Kompliment macht und sie sich immer riessig darüber freuen!

Besonders lustig war das Mittagessen in einem kleinen Ort in der Nähe von Chum Phae. Eine grosse komplett ausgebaute Straße verlief durch den Ort, doch der Ort selbst hatte eigentlich den typischen Dorfcharakter, den wir in Laos kennen gelernt haben. Auf Grund der breiten Strasse mussten die Frauen nun jedoch so richtig schreien um kommunizieren zu können. Sehr wahrscheinlich geht der rege Austausch zwischen den Dorfbewohnern in diesem Ort schon bald verloren…schade, wir haben die Stimmung sehr genossen…

Dazwischen hieß es strampeln. Gleich vier Tage hintereinander fuhren wir über 100km (es war fast total flach).

Als Regula’s Kräfte eines Tages bei Kilometer 95 zu Ende waren, sagte ich mit ernstem Ton: „Ab jetzt müssen wir nachmittags Eispausen einführen – so geht das nicht weiter!“. Und so gab’s ab jetzt täglich ein Eis.

Da wir mit kaputtem Wasserfilter angewiesen waren Getränke zu kaufen (wir hassen es Wasser zu kaufen da man damit viel Müll produziert und nur Großkonzerne wie Nestle, Coca-Cola,… unterstützt), genehmigten wir uns auch möglichst viele leckere kalte Fruchtshakes wie hier diesen Kokosnusssaft…

Wir fanden relativ schnell immer schöne Zeltplätzchen…

Wunderschöner Zeltplatz am Rand eines Feldes‎ mit Ausblick auf Palmen im Sonnenuntergang und dazu leckeres Curry… Was gibt es schöneres?…

Zur Abwechslung gab es aber auch mal wieder Spaghetti mit in Öl angebratenem Knoblauch… Mhhhmnmnm lecker…

Oft gab es leckere Früchte

An einem Zeltabend schnitten, sägten und schlugen wir auf einer gekauften Kokosnuss selbst herum (die sind schwer zu knacken) um an den leckeren Saft und später an das frische Fruchtfleisch zu kommen… die Mühe hat sich gelohnt…

… um Reisegewicht abzubauen kochten wir möglichst viel mit unseren Vorräten und tranken auch unsere Laodi-Rum-Flasche (präventiv in Laos gegen allerlei Magenprobleme gekauft) aus…

Wir sahen viele schöne Sonnenuntergänge, auch wenn diese leider bedeuteten, dass wir möglichst schnell ins Zelt flüchten müssen, da die Moskito-Attacke bevorsteht.

Diese blöden Blutsauger stechen durch die Hose, Langarm-Shirt, Socken durch, sodass man praktisch nur 3 Möglichkeiten hat:

  1. Unter die lange Hose noch eine lange Unterhose und über alles drüber noch die volle Regenmontur oder Daunenjacke anziehen… Alles natürlich wenn es eh schon über 30°C hat 😅.
  2. Sich von oben bis unten mit Anti-Moskitospray einnebeln und dabei nicht nur die Haut, sondern eben auch die Kleider.
  3. Möglichst vor die Moskitos kommen (hängt mit dem Sonnenuntergang zusammen) ab ins geschützte Zelt und dort drin alles was lebt (bis auf die Frau natürlich) tot schlagen.

Variante 1 ist uns zu definitiv zu heiß, Variante 3 bevorzugen wir, meist wird es aber eine Kombination aus allen drei Varianten (vor allem wenn wir zu spät dran sind mit Zelt aufstellen, denn kurz vor Sonnenuntergang ist auch die Temperatur meist wieder angenehm zum Radfahren).

Am 27. Jänner erreichten wir dann nach etwa 38 km noch vor Mittag Lopburi, die Stadt der Affen (siehe hierzu nächsten Blogbeitrag)…

Zurück zu unserem Wasserfilter…

Mittlerweile hat uns der Hersteller unseres Wasserfilters (MSR), nach ganzen 9 Tagen (das nenne ich sehr langsamen Kundenservice) per E-Mail geantwortet. Der Austausch des Wasserfilters in dem Outdoorgeschäft in Bangkok ist natürlich nicht möglich, sondern sie würden uns ein Austauschteil aus den USA zuschicken (da klar ein Garantiefall) und wir sollten doch bitte eine Adresse bekanntgeben. Na wunderbar, alles wieder anders…

Zumindest hatten wir bereits eine Adresse, da ich zuvor schon mit der österreichischen Botschaft in Thailand ausgemacht, dass wir ausnahmsweise deren Adresse angeben dürfen (Danke!). Aber da das Paket vermutlich erst lange nachdem wir Bangkok erreicht hätten dort ankommen wird, werden wir jetzt Bangkok umfahren und in den Süden von Thailand reisen und dann geht entweder einer von uns mit dem Zug das Päckchen abholen oder wir reisen generell zurück auf Bangkok. Das werden wir dann abhängig davon machen wie uns das südliche Thailand gefällt.

Leider haben wir jetzt fast eine Woche später immer noch keine Paketverfolgungsnummer übermittelt bekommen, was wohl bedeutet, dass es noch immer nicht unterwegs ist. Vermutlich sind die Amerikaner momentan einfach zu geschockt was ihr neuer Herr Präsident alles für Erlässe unterzeichnet und es dauert daher halt alles ein bisschen länger…

 

Da wir gerade bei den Amerikanern sind, ein kleiner Exkurs: Unterwegs in Thailand trafen wir auf der Straße ein älteres Tourenradler Paar aus Seattle. Wir tauschten uns kurz über unsere Routen aus (natürlich erwähnten wir, dass wir in den USA waren) und am Schluss des Gesprächs entschuldigten sie sich noch für die Tätigkeiten ihres neuen Präsidenten und versicherten uns ihn nicht gewählt zu haben. Schlimm, dass es soweit kommen musste, dass sich manche Leute bereits für ihren Präsidenten schämen müssen!

Aktueller Kilometerstand beim Zeltplatz vor Lopburi: 9188 Kilometer

Johannes (mit Korrekturen von Regula)

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