Überraschungsbesuch zu Hause

Beschriebener Streckenabschnitt: Genf (Schweiz 🇨🇭) mit Stop in Klaus (Österreich 🇦🇹) nach Delft (Niederlande 🇳🇱); viele Kilometer im Zug, etwa 85km auf dem Mountainbike und unzählige Kilometer im Bus; 7 Tage (01.05.2017 – 07.05.2017)

Wie bereits im letzten Blogbeitrag geschrieben, haben sich unsere Pläne geändert, da ich gebeten wurde für zwei Tage bei meinem Arbeitgeber vorbei zukommen​. Anstatt nach Nairobi (Kenia) in Afrika ist Regula nun gleich nach Amsterdam und ich nach Genf geflogen. In Genf landete mein Etihad Flug von Abu Dhabi am ersten Mai 20min früher als geplant, dann musste ich allerdings über 30min bei der Passkontrolle anstehen und die gewonnene Zeit war leider wieder dahin. Dafür drehten meine zwei Gepäcktaschen bereits die wohl x-te Runde und ich konnte sie mir ohne lange zu warten einfach vom Gepäckband schnappen. Mein Rad musste ich dafür nicht abholen, denn dieses war gleich mit Regula nach Amsterdam geflogen. Kaum betrat ich die Empfangshalle, da winkte mir schon Regula’s Papa zu. Erwin hatte sich bereit erklärt mich am Flughafen in Genf abzuholen um mir mit dem Gepäck zu helfen und mir Gesellschaft zu leisten. Ich war froh darüber, denn die Taschen waren schwer und für die Strecke die der Flieger von Vorarlberg nach Genf nur 30min brauchte, sollten es mit dem Zug über 5h werden. Noch vor wir auf den Zug gingen wechselte ich noch unsere verbliebenen Dollars und chinesischen Yuan, den beides werden wir in absehbarer Zeit nicht mehr brauchen. Im Zug packte Erwin aus seinem Rucksack dann einen Laugenbrötchenkranz, Schinken, Süßmost, Mineralwasser, gekochte Eier und Gurken aus. Regula hatte ihm heimlich (ohne mir was zu sagen) geschrieben, dass ich in China einiges abgenommen hätte und er mich mit gutem Essen während der Zugfahrt versorgen solle. Ich war total hungrig und überglücklich über dieses leckere Essen, dass ich schon seit mehr als 9 Monaten nicht mehr hatte. Danke! Da wir uns ständig unterhielten verflog die Zeit und erreichten so bald Zürich wo wir umsteigen mussten. Erwin begleitete mich noch bis nach St. Margrethen, wo ich in den Regionalzug nach Bregenz umstieg und er sich auf den Weg nach Hause machte. Da ich nun alleine die letzten Kilometer nach Hause reiste versuchte ich alle Eindrücke möglichst intensiv aufzunehmen um zu sehen was sich verändert hatte oder was mir anders vorkam, aber ich hatte das Gefühl nur eine Woche weg gewesen zu sein. Trotz 9 intensiven Monaten auf dem Rad unterwegs in verschiedensten Ländern und Kulturen, kam mir hier alles so vertraut und normal vor, dass ich echt nicht das Gefühl hatte lange weggewesen zu sein. Was mir auffiel war, wie pünktlich und reibungslos der öffentliche Verkehr ablief und wie einfach ich dank dem mir vertrauten Ticketautomaten (ohne zu diskutieren) an mein Ticket kam. Aber mir viel auch auf wie teilnahmslos viele Menschen im Zug saßen und nur in ihr Smartphone starrten. Jeder wollte nur in Ruhe gelassen werden, man beachtete sich möglichst nicht. Das andere was noch aufviel war, wie kalt es hier war. Da über Mitteleuropa gerade eine etwas ungewöhnliche Kältewelle mit Schneefällen bis ins Tal zog, war es hier auf 500m kälter als noch eine Woche davor in China auf 4500m.

Als der Zug dann am Bahnhof in Klaus einfuhr, machte ich mich schwerbeladen mit meinen 4 Taschen (1 x Lenkertasche mit Fotoapparat = 3kg, 1 x Radtasche mit Kleidern = 6kg, 1 x Rackpack mit Zelt, Matten und sonstigem = 9kg, 1 x Reisetasche mit allem anderen = 16kg), die Gesamt etwa 34kg hatten, zu Fuß auf den Weg. Für die paar Meter zum Bauernhof meiner Eltern wo ich sonst nur knapp über 5 Minuten brauchte, zogen sich mit dem schweren Gepäck trotz Pausen dahin. Aber nach 12min stand ich pünktlich um 21:00 vor der Haustür. Nach kurzem Verschnaufen lief ich schnurstracks in die Küche, wo gerade meine Geschwister (die wussten das ich kommen würde), meine Großeltern, meine Mutter und eine Tante sowie zwei Cousins zusammensaßen. Da ich meinen Eltern und Großeltern nichts von unserer Planänderung und meiner vorzeitigen Heimreise gesagt hatte, waren sie anfangs sprachlos vor Überraschung, freuten sch aber sehr. Als wenig später mein Vater noch in die Küche kam, war auch er ganz verwirrt darüber warum ich nun da und nicht auf dem Fahrrad in Afrika saß. Also erzählte ich ihnen von unserer Planänderung, spielte ein wenig mit den erst etwa 3 Wochen alten Kätzchen und durfte dann gegen Mitternacht mit meinen Verwandten mitfahren um nach Hause zu kommen. Meine Schwester hatte alles blitz blank geputzt (Danke!) und der Pelletsofen heizte gerade auch ordentlich ein, sodass ich nach einer wohlverdienten Dusche nach langer Reise in mein Wasserbett viel und rasch tief einschlief.

Am zweiten Mai stand ich trotz nur kurzem, aber sehr tiefem Schlaf bereits um 7:00 morgens auf (nach meiner Inneren Uhr, die noch nach China Zeit lief, war es nun bereits 13:00) und ging als erstes in die Bäckerei um einige leckere Gebäcke zu erstehen, mit denen ich später mein Team bei der Arbeit überraschen wollte. In der Firma entwickelte sich mit jedem und jeder die ich traf ein langes Gespräch und es gab viele überraschte Gesichter (viele Arbeitskollegen lesen fleißig unseren Blog und dachten wir wären nun in Afrika). Ich freute mich sie alle zu sehen und so verging der Tag rasant. Am Mittwoch war ich dann nochmals fast den ganzen Tag in der Firma und auch dieser Tag war zu Ende noch kaum das er angefangen hatte. Den Donnerstag und Freitag nutzte ich um möglichst viele unserer kaputten Sachen auf Garantie einzuschicken oder gleich beim Händler auszutauschen. Da ich viele Geschäfter abklappern musste fuhr ich in den 4 Tagen zu Hause auf meinem Mountainbike über 80km. Wegen des vielen Regens war ich aber ganz froh meine Regenkleider dabei zu haben. Am Freitag Abend nutzte ich noch die Gelegenheit auf die Feuerwehrprobe zu gehen um so auch dort mein Wissen aufzufrischen und die Kollegen zu treffen. Am Samstag, 6. Mai, hieß es dann abef schon wieder Koffer packen und nach einem letzten gemeinsamen Mittagessen mit meiner Familie brachte mich der Freund meiner Schwester nach Dornbirn zum Bahnhof von wo aus ich den Flixbus über München nach Amsterdam nahm. Es war zwar eine 18h Fahrt (mit 3h Umsteigezeit in München), aber sie war mit 46,80€ einfach unschlagbar günstig und ich sollte am Sonntagmorgen um 8:15 in Amsterdam ankommen, was eine perfekte Ankunftszeit war. Mit dem Bus klappte auch alles und ich schaffte es sogar über Nacht relativ gut zu schlafen, sodass mich nach einer anschließenden Zugfahrt in Delft Regula, ihr Bruder und ihr Papa begrüßten.

Aktueller Standort: Vaassen (Niederlande 🇳🇱)

Aktueller Kilometerstand: 14 762 Kilometer

Nächstes Ziel: Grenze von Deutschland 🇩🇪

Johannes

2 Gedanken zu „Überraschungsbesuch zu Hause“

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