Karibuni

Beschriebener Streckenabschnitt: Borculo (Niederlande ) – Plettenberg (Deutschland ); 244,5 km; 3 Tage (17.05.2017 – 19.05.2017)

Am Mittwoch, 17. Mai 2017, packten wir nach dem Aufstehen schnell unser Zelt zusammen und machten uns auf den Weg nach Borculo um dort ein kleines Frühstück zu essen. Auf dem

 Weg zur Grenze machte ich eine kurze Pause während der Regula weiter fuhr um kurz hinters Gebüsch zu gehen. Ich schaffte es dann doch tatsächlich ohne sie zu sehen an ihr vorbei zu radeln (ich wusste nichts von ihrer Pinkelpause). Nach etwa 5 km erreichte ich das nächste Dorf und als Regula selbst an dieser Kreuzung nicht wartete, wusste ich, dass ich sie irgendwo verloren hatte.

Also fuhr ich die 5 km zurück bis zu der Stelle, wo ich glaubte sie zuletzt gesehen zu haben, aber sie war nicht da. Zumindest gab es ein paar schöne Häuser entlang des Weges…

In

der Hoffnung sie bei einem Supermarkt in dem Dorf zu finden fuhr ich wieder zurück und klapperte alle Supermärkte des Dorfes ab, aber sie war nirgends. Nach etwa 40 Minuten fiel mir ein, ich könnte ja mal das Handy einschalten und siehe da, Regula hatte versucht mich anzurufen. Kurze Zeit später wusste ich wo sie war (sie wartete an dem Ort, wo wir uns verloren hatten, aber der war noch weiter weg als ich dachte (fast 7 km – ich war also zu wenig weit zurück gefahren). Ich strampelte ihr entgegen und so trafen wir uns nach über einer Stunde gegenseitigem Suchen wieder. Ich hatte damit 16km extra gedreht. Nun ging es endgültig die letzten Kilometer zur Grenze von Deutschland. An der Grenze wies nur ein kleines Schild und die Fahnen der beiden Grenzländer sowie der europäischen Union daraufhin, dass man nun in Deutschland war. Grenzkontrollen gibts ja im Normalfall keine mehr…

… und doch war die Grenze klarer

 erkennbar als gedacht, denn es gab keinen extra Radweg mehr! Die Radfahrer wurden (wie auch sehr oft in Österreich oder der Schweiz) auf irgendwelchen Neben- oder Feldstraßen entlang den Hauptstraßen geführt. Dafür durfte Regula in Deutschland in einem Gasthaus ohne Probleme unseren 10l Wassersack mit Leitungswasser auffüllen. Mit den aufgefüllten Trinkflaschen kurvten wir nun im flachen Nord-West Deutschland nach Vreden dahin und ärgerten uns bald an dem vielen hin und her der Routenführung.

 

 

Als Entschädigung für das Herumkurven kamen wir an der Bushaltestelle mit dem lustigen Namen „Opa’s Wiese“ vorbei…

 

 

Am Abend bauten wir unser Zelt in einem kleinen Wald auf und krochen schnell hinein, da wir wie in den letzten Nächten in den Niederlanden viele Zecken entdeckt hatten.

Am Donnerstag kamen wir an vielen Rapsfeldern vorbei, die gerade herrlich blüten. Das leuchtende Gelb des Rapses hob unsere Stimmung während so manchen Regenschauern immer wieder mal kurz an, aber bei bester Laune waren wir beide nicht.  Wir zweifelten daran, ob es richtig war jetzt schon zurück nach Europa zukommen, denn auch wenn wir noch fast drei Monate Zeit zum Reisen hatten, so waren wir doch wieder so nah dem „ganz normalen Alltag“ und das gab uns viel zu denken…

Anstatt in den Erhalt der Radwege wurde hier lieber in Hinweisschilder investiert . Die Wurzeln der Bäume entlang des Radweges hatten den Teer an mehreren Stellen dermaßen angehoben, dass es eine reine Buckelpiste war.

Am Straßenrand machten diese Strohmänchen Werbung für das Schützenkönigspaar…

Um dem Regen für ein paar Minuten zu entkommen stürmten wir zu Mittag mal wieder eine Bäckerei und genossen köstlichen Kuchen…

Am Nachmittag hörte es dann auf zu regnen und so kamen wir relativ trocken am Gersteinswerk vorbei, wo mittels Kohle Strom erzeugt wird, beziehungsweise ein Großteil des Kraftwerks mittlerweile stillgelegt ist.

Die großen Kühltürme assoziiere ich aber immer wieder sofort mit einem Atomkraftwerk und schon bekomme ich ein flaues Gefühl im Magen.
An diesem Abend schlugen wir unser Zelt direkt unter einem Windrad auf. Wir hatten uns noch gewundert, dass hiefür kein Verbotsschild aufgestellt war. Naja, am nächsten Tag entdeckten wir es dann zwischen den Büschen schon leicht zugewachsen. Trotzdem hatten wir einen schönen Zeltplatz und angenehmen Schlaf.

… unser Zelt war winzig im Vergleich zum Windrad …

…aus dem Zelt heraus konnten wir den schönen Sonnenuntergang betrachten…

Am nächsten Morgen (Freitag, 19. Mai) wachten wir gegen 8:00 Uhr auf und da es leicht regnete blieben wir im Zelt sitzen um an einem Blogbeitrag zu schreiben und ein wenig über andere Länder zu lesen. Wir überlegten uns ernsthaft unsere Europatour nach Plettenberg abzubrechen und stattdessen, wo anders hin zu reisen, aber die meisten Länder die uns interessierten sollte man zu einer anderen Zeit bereisen. Je mehr wir lasen desto länger wurde die Liste der Länder und Kulturen die wir noch entdecken wollen. Wir bräuchten grad mindestens zwei zusätzliche Jahre für all unsere Ideen…

Als es gegen 10:00 Uhr noch immer leicht regnete rafften wir uns endlich auf um zusammenzupacken und loszufahren, denn ansonsten würden wir es an dem Tag nicht mehr bis nach Plettenberg schaffen. Der Regen war am Morgen noch recht schwach und machte auch immer wieder Pause.

Gegen Mittag fing es dann an richtig zu schütten, sodass wir pflätsch nass in einer Bäckerei Zuflucht suchten und einen Mohnschnecken bestellten.

Der Verkäuferin war an der Mimik anzusehen, dass sie uns mit unseren nassen Kleidern am liebsten nichts gegeben und uns stattdessen rausgeworfen hätte. Mit Backwaren im Bauch und zumindest ein wenig trockenerer Kleidung fuhren wir weiter. Bald schon waren wir aber wieder von oben bis nach unten nass. Zum Glück hielt die Regenkleider relativ gut und so drang die Feuchtigkeit nur an den Handgelenken und an den Knien durch. Man würde denken, dass Fahrradfahren bei diesem Wetter keinen Spass macht, doch wir nahmen es mit Humor, denn wir wussten, dass eine warme Dusche und ein trockenes Bett bei Regula’s Taufpaten in Plettenberg wartet.

Es gab aber auch manchmal Lustiges zu sehen wie dieses kleine Hexen-Gartenhäuschen…

Bei dem Regen ging fast schon unter, dass wir heute eine „magische Kilometerzahl“ knacken werden. Der 15.000 Kilometer auf dieser Reise sollte heute geknackt werden (auf Regula’s Tacho, denn Johannes hat schon lange einen Vorsprung). Bei 14.999 km wurden wir nervös und schauten alle paar Sekunden auf den Tacho, wann denn dieser auf 15.000 umschaltet. Und dann war es soweit, wir rollten noch um eine Kurve und Regula musste bei strömendem Regen schnell für ein Foto lächeln. Viele Bilder konnten wir nicht machen, denn schnell sammelten sich die Wassertropfen auf der Kamera und zu viel wollte ich ihr nicht zumuten.

Bei Kilometer 15.000 saß Regula 999 Stunden und 34 Minuten im Sattel und hatten damit ganz knapp noch einen 15km/h Schnitt erreicht (mein Schnitt liegt bei ca. 15,7km/h).

Als wir dann nach fast 80 Kilometern im Regen rauf und runter durchs Sauerland in Plettenberg ankamen wurden wir von Waltraud und Herbert freundlichst mit „Karibuni“ (ist eine Begrüßung in Afrika … da wir ja eigentlich mal geplant hatten um die Zeit dort zu sein) begrüßt. Der Besuch bei Waltraud und Herbert ähnelte tatsächlich einer Reise in eine andere Welt (vielleicht aber nicht gerade Afrika), denn sie verwöhnten uns nach Strich und Faden…Dazu mehr im nächsten Beitrag.

Aktueller Standort: Gmünd (Österreich )

Aktueller Kilometerstand: 16 185 Kilometer

Nächstes Ziel: Sole-Felsen-Bad … um wieder zu Kräften zu kommen

Johannes

Ein Gedanke zu „Karibuni“

  1. Karibuni ist Kiswahili und heißt : ihr seid herzlich willkommen!
    Karibu. Du bist herzlich willkommen!
    Das Willkommensschild müsste mittlerweile in St Gallen angekommen sein.
    Vor lauter Freude haben wir ganz vergessen, euch all die wunderschönen Fotos und Dinge aus Tansania zu zeigen. Aber ihr wollt ja wieder vorbei kommen..
    Jetzt genießt noch die letzten ungebundenen . Wochen vor eurer Heimkehr.
    Kwa heri und Safari njema. Auf Wiedersehen und gute Reise.
    Eure Plettenberger Familie

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