Holunderblüte

​Beschriebener Streckenabschnitt: Dresden (Deutschland 🇩🇪) – Gmünd (Österreich 🇦🇹); 452 km; 6 Tage (02.05.2017 – 07.06.2017)

Am Freitag, 2. Juni 2017, stand unsere letzte Tagesetappe in Deutschland auf dem Programm.

Wir bedankten uns bei Ruth und Thomas für die super Gastfreundschaft in Dresden und schwangen uns dann wieder auf unsere Sättel um gegen Abend die tschechische Grenze zu erreichen. Nach einem kleinen Einkauf und der Organisation eines Lokals in Wien (um dort mit Freunden und Verwandten meinen 30er zu feiern) fuhren wir direkt zur Elbe und probierten auf Anraten von Ruth noch eine Dresdner Eierschecke. Der traditionelle Dresdner Kuchen schmeckte wunderbar!

Ab nun fuhren wir zuerst an dem Elbradweg entlang bis Melnik in Tschechien und dann der Moldau entlang nach Prag.

Der Radweg entlang der Elbe war dann auch sehr schön und das Gebiet der sächsischen Schweiz wird uns sicher wieder einmal sehen.

Wir stellten uns vor, dass es hier nicht nur schön zum Radfahren, sondern noch viel schöner zum wandern sein muss.

Als wir am sogenannten Pirnaer Elbschlösschen vorbeikamen, staunten wir ob den Markierungen der Elbhochwasser nicht schlecht. Vor allem 2002 mussten hier gigantische Wassermassen alles überflutet haben.

Die oberste Markierung zeigt das Hochwasser vom 17. August 2002.

Diese Gruppe hatte auf ihrem Floss bei niedrigem Wasserpegel ersichtlichen Spaß.

Eine größere Pause nutzte ich um bei meinem Fahrrad mal wieder die Kette zu wechseln. Nach etwa 11.000km war diese Kette nämlich abgenutzt und musste dringend mit der Ersatzkette getauscht werden. Die Ersatzkette reinigte ich vor der Montage noch gründlich mit Benzin und der Zahnbürste.

Nach dieser langen Pause ging es weiter durch die sächsische Schweiz, immer näher zur tschechischen Grenze hin. Am Ufer standen schöne Häuser und die Dörfer machten einen idyllischen Eindruck.

Und dann war es soweit: nach 984 meist anstrengenden Kilometern, verliesen wir Deutschland wieder und wurden von einem alten Tschechoslowakischen Schild in Tschechien begrüßt…

In Tschechien strampelten wir nicht mehr lange, denn es war schon relativ spät und so kochten wir uns Kartoffeln mit einer Topfen-Gemüsemischung.

Anschließend schlugen wir das Zelt direkt am Ufer der Elbe auf…

Der Samstag, 3. Juni, begann wie üblich mit einem Frühstück und dazu gehört natürlich, dass man sich danach die Zähne putzt…

In Decin (Tetschen) gingen wir einkaufen.

In der Stadt sah man viele österreichische Geschäfte, die hierher expandiert haben.

Schnell wurde uns auch bewusst, dass wir in Dresden eigentlich gar keine Euros mehr abheben hätten müssen, denn in Tschechien gibt es noch die tschechische Krone. Daran hatten wir Anfangs​ gar nicht gedacht. Die Geldtasche nun mit Kronem gefüllt ging Regula einkaufen und kam mit einem Wagen voller Lebensmittel und einem Grinser von einem bis zum anderen Ohr zurück..

Als wir weiterfuhren merkten wir schnell, dass auch die Tschechen steile Fahrradwege bauen können…

…aber es ging nur ans Ufer der Elbe hinunter.

Dafür gab es die ein oder andere Treppe als Hindernis zu überwinden…

Am Ufer der Elbe nutzte viele Männer das Pfingstwochenende um fischen zu gehen…

Größtenteils sahen wir Wiesen auf denen das Gras in diesem Jahr noch nie gemäht wurde. Wir fragten uns warum das so ist, denn nur ökologische Gründe werden es wohl nicht sein. So stellten wir viele Theorien auf die bis zu höheren EU-Förderungen gehen…

Die Dörfer durch die wir kamen wirkten aber oft halb ausgestorben. Viele Häuser waren auch in schlechtem Zustand, sodass wir uns manchmal schon fragten, ob jetzt die Menschen in Kambodscha in ihren einfachen Häusern, aber mit warmem Klima oder die Menschen hier in Tschechien mit einem möglicherweise rauen Winter ein härteres Leben führen.

In Tschechien fiel uns auch schnell auf, dass am Rand von Getreide oder Rapsfeldern viele Mohn- oder Kornblumen wuchsen und diese zusammen mit anderen Blumen und Gräsern nicht nur schön aussehen, sondern sicher auch sehr gut für die Insekten und anderen Tiere sind.

Witzig waren so manche Ortsbezeichnungen…

Als wir einmal die Elbe überquerten hörten wir unter uns lautes Geschrei, blieben stehen und bestaunten die Kajakfahrer, die sich durch einen Parcours paddelten.

Lustige Schilder gibt es ja überall auf der Welt, aber dieses Katzenschild hier muss wirklich ernst genommen werden…

… denn keine 10m weiter saß die Katze  auch mitten in der Kreuzung.

Am Abend fing es (nach langer Zeit wohlgemerkt) an leicht zu regnen und wir zelteten wieder am Ufer der Elbe und kochten Kartoffeln mit Wienerle.

Nach dem Essen musste sogar ich, wo früher viele Wienerle gegessen habe, zugeben, dass so maches Gemüse besser ist.

Am Sonntag, 4. Juni, kamen wir schon nach 10km in Melnik an, sodass wir dann die Elbe verließen um von nun an entlang der Moldau nach Prag zu fahren. An dieser Stelle müssen wir Tschechien ausdrücklich für das sehr gut beschilderte Radwegnetz loben. Entlang der Elbe waren die Schilder überall an logischen, gut sichtbaren Stellen angebracht und es fehlte auch keines.

Entlang der Moldau kamen wir wieder an Kajakfahrern vorbei, dass muss hier so eine Art Volkssport sein.

Und wie es der Titel bereits verrät, sahen wir unzählige Holunderbüsche. Es duftete herrlich…

Am frühen Nachmittag erreichten wir Prag und da war das Fahrradwegschild dann etwas schwieriger zu verstehen…

Als wir gegen 14:00 in Prag ankamen, öfneten sich die Himmelsschleusen und wir retteten uns in ein Gasthaus, wo es Gulasch mit Knödeln gab, während unsere Räder im Regen standen.

Nach dem Essen war der Regen auch schon wieder vorbei und wir gingen in die Altstadt um diese einmal zu durchqueren.

Im Zentrum gab es unzählige Touristen, viel zu viele für unseren Geschmack und so blieben wir nicht lange.

Diese beiden Polizistinen behalten hoch zu Ross den Überblick über die Touristenscharen…

Ein letzter Blick zurück auf Prag und die Karlsbrücke…

…und schon waren wir aus der Stadt draußen. Naja, ein bisschen zog es sich schon noch, aber am Abend stellten wir unser Zelt an einem sehr schönen Fleck in einem kleinen Wald auf.

Während ich gerade nackt zwischen den Bäumen stand, da ich gerade eine kleine Dusche gemacht hatte, hörte ich plötzlich Stimmen auf uns zukommen. Schnell flüchtete ich ins Zelt, während Regula ein vorbeispazierendes Paar unterhielt. Diese fragten uns ganz freundlich, aber im vollen Ernst, ob wir von diesem Ort gewusst hätten oder diesen Zeltplatz zufällig entdeckt hätten. Da anscheinend nicht viele Menschen diesen schönen Fleck kennen würden, staunten sie, dass wir nicht mal lange gesucht hatten. Wir begründeten, dass wir langsam Übung in dieser Tätigkeit hätten…

Den nächsten Tag, Montag, 5. Juni, fuhren wir durch viele Felder. Wie zuvor, war auch hier das Gras meist noch nicht gemäht worden oder es wuchs Getreide oder Raps.

Irgendwann flog ein Vogel über mich, es machte Platsch und sein Häufchen war genau auf meinem Arm gelandet…

Überrascht waren wir am Dienstag, 6. Juni, von der kleinen alten Stadt Tabor, die schöne alte Häuser wie Prag (nur nicht ganz so groß) hatte, aber dafür viel, viel weniger Touristen.

Als wir die Altstadt verließen, kamen dann aber wieder alte Wohnblöcke zum Vorschein…

Die Seitenstraßen etwas südlich von Tabor waren fast leer und in den Häusern bekam man nicht viel Leben mit.

Dafür gab es Natur im Hüllen und Fülle…
Mal ging es rauf und dann wieder runter…

Gegen Abend hin braute sich am Himmel das vom Wetterbericht prognostizierte Unwetter zusammen.

Solange es noch nicht regnete ergab sich für uns dadurch eine faszinierende Kulisse mit intensiven Kontrasten…

…und super Rückenwind, der uns mit teils 25km/h dahinflitzen ließ.

Als die ersten Tropfen vielen, suchten wir Unterschlupf in einer Bushaltestelle und kochten uns ein Abendessen.

Da die Regentropfen spärlich blieben fuhren wir noch etwas weiter in einen Wald hinein. Hier begann es dann aber bald an zu regnen …

…und so stellten wir unser Zelt so schnell wir konnten im Regen auf, retteten uns hinein und schliefen bald ein.

Am nächsten Morgen, Mittwoch, 7. Juni, stand bereits die letzte Etappe in Tschechien auf dem Programm, denn heute wollten wir noch Gmünd in Österreich erreichen.

Auf dem Weg dorthin passierten wir diese fahrradfreundlich angemalte Hausmauer…

…bunte Gärten…

…große Wiesen…

…Häuser mit Augen…

…und Wiesen voller Pferde mit Fohlen.

Um unsere übrigen tschechischen Kronen noch loszuwerden kauften wir in Wittingau noch ein und entdeckten dabei dieses Fahrrad mit kreativem Kindersitz…

Kurz nach Mittag erreichten wir die Grenze zu Österreich bei Gmünd. In Tschechien waren wir damit 388 km geradelt.

In Gmünd steuerten wir den Campingplatz beim Sole-Felsen-Bad an, denn in diesem Bad wollten wir uns ein wenig erholen. Nach dem das Zelt aufgebaut war, machte sich Regula noch auf den Weg um einzukaufen und anschließend hinzulegen. Ich nutzte den Abend um noch ins Sole-Felsen-Bad zu gehen und die diversen Saunen auszuprobieren. Als ich um 21:00 Uhr das Bad verließ, war ich schon sehr, sehr entspannt und viel bald in einen tiefen Schlaf.

Aktueller Standort: Wien ( Österreich 🇦🇹)

Aktueller Kilometerstand: 16 366 Kilometer

Nächstes Ziel: mit dem Zug über das Wochenende zu einer Hochzeit nach Vorarlberg (Österreich 🇦🇹)

Johannes

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